Was hilft bei Inkontinenz?
Behandlung von Inkontinenz
Was tun bei Inkontinenz? Diese Frage stellen sich viele Betroffene. Fest steht: Der unkontrollierte Harnverlust ist äußerst unangenehm – dennoch schämen sich viele, das Problem bei ihrem Arzt anzusprechen. So beginnt ein stilles, oft jahrelanges Leiden. Und das, obwohl Inkontinenz meistens durch eine geeignete Behandlung heilbar ist. Umso wichtiger ist es, die unbegründete Scham zu überwinden und sich über die Therapiemöglichkeiten zu informieren.
Der erste Schritt bei Inkontinenz:
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt
Sie bemerken erste Anzeichen von Inkontinenz oder leiden schon länger unter den Beschwerden? Dann sollten Sie rasch einen Termin bei Ihrem Arzt vereinbaren. Denn Fakt ist: Früherkennung und Beratung sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Heilung.
Bereiten Sie sich gut auf das Gespräch mit Ihrem Arzt vor! Mit einigen Notizen an der Hand fällt es Ihnen sicherlich leichter, über Ihre Beschwerden zu sprechen. Notieren Sie, wann die ersten Anzeichen aufgetreten sind und wie oft und in welchen Situationen (z. B. beim Husten oder Niesen) es zu dem unfreiwilligen Urinabgang kommt.
Eine frühzeitige Abklärung der Ursachen ist nicht zuletzt auch wichtig, um mögliche Grunderkrankungen wie z. B. Harnwegsinfekte oder Diabetes mellitus auszuschließen bzw. früh zu erkennen.
Behandlung von Inkontinenz:
Beckenboden stärken
Je nach Ursache bzw. Form der Inkontinenz können unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen alleine oder in Kombination infrage kommen. Da Inkontinenz besonders häufig auf eine schwache Beckenbodenmuskulatur zurückgeht, spielt eine gezielte und dauerhafte Kräftigung dieser Muskeln eine wichtige Rolle. Ein derartiges Training kann z. B. durch geeignete Übungen erfolgen. Das Problem: Gerade Frauen sind sich ihrer Beckenbodenmuskulatur häufig nicht bewusst und können diese daher oft nicht gezielt anspannen. Tatsächlich führen viele Patientinnen das Beckenbodentraining trotz professioneller Anleitung nicht richtig durch. Um hier von Anfang an alles richtig zu machen und auch schon bei leichten Formen der Blasenschwäche eine möglichst effektive Stärkung der Muskulatur zu erwirken, hat sich als erster Schritt die Anwendung einer Trainingshilfe bewährt, die mittels eines nach außen hin sichtbaren Indikators sofort erkennen lässt, ob und wie stark eine Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur stattfindet. Die Anwendung einer solchen Trainingshilfe lässt sich auch problemlos mit einem speziellen Trainingsprogramm für den Beckenboden kombinieren. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.
Darüber hinaus bieten – gerade bei stärker ausgeprägten Formen der Blasenschwäche - spezielle Therapiegeräte heute die Möglichkeit, Inkontinenz mittels einer großflächigen Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur gezielt zu behandeln.
Beckenbodentraining
- Tipp für Frauen: Als Basis zur Verbesserung der Wahrnehmung des Beckenbodens und zur Kontrolle der durchgeführten Kontraktionen hat sich die Anwendung einer Trainingshilfe bewährt, die zu Beginn mindestens einmal pro Tag eingesetzt werden sollte. Zunächst geht es allein darum, die Kontrolle über die Beckenbodenmuskulatur zu erlangen, später können kleine Schnellkraft- und Ausdauer-Übungen problemlos mehrmals täglich durchgeführt werden
- Weitere, spezielle Übungen für den Beckenboden sollten regelmäßig durchgeführt werden, wobei sich die Übungen für Frauen und Männer unterscheiden
- Zu Beginn ist eine Trainingseinheit mit einem qualifizierten Physiotherapeuten sinnvoll, da die korrekte Ausführung der Übungen (z. B. Anspannung der richtigen Muskeln und Atemfolge) ausschlaggebend ist. Auch hier können Frauen ergänzend eine Trainingshilfe einsetzen, um das bei der Beckenbodengymnastik Erlernte zu Hause problemlos weiterführen und die Kontrolle über den Beckenboden behalten zu können.
Elektrotherapie des Beckenbodens
- Bei der Elektrotherapie handelt es sich um eine sanfte und angenehme Behandlungsmethode.
- Über Elektroden wird die Beckenbodenmuskulatur durch sanften Reizstrom trainiert und gekräftigt („tonisierende“ Effekte).
- Moderne Therapiegeräte ermöglichen heute eine Anwendung ohne Einführelektroden, was viele Patienten als Vorteil empfinden.
- Vor oder nach einer Elektrostimulationstherapie ist die Anwendung einer Trainingshilfe mitunter hilfreich
Beckenbodentraining mit Biofeedback
- Kombinationsgeräte ermöglichen zusätzlich auch ein biofeedbackgestütztes Beckenbodentraining: Bei diesem Verfahren wird die Stärke der Muskelkontraktion erfasst und durch Signale an den Verwender weitergegeben. Auf diese Weise können Anwender die korrekte Ausführung von Beckenbodenübungen kontrollieren und ein Gefühl dafür entwickeln, wie die Beckenbodenmuskulatur arbeitet.
Elektrotherapiegeräte und Kombinationsgeräte sind von den Krankenkassen anerkannte Hilfsmittel und können vom Arzt verordnet werden.
Elektrotherapie der Sakralnerven
Die Elektrotherapie hat sich auch als Behandlungsmethode bei Dranginkontinenz bewährt. Dazu wird z. B. eine spezielle Elektrode im Bereich des unteren Rückens angebracht, um die Sakralnerven zu stimulieren und damit eine „detonisierende“ (entspannende) Wirkung zu erreichen.
Inkontinenz behandeln: Weitere Maßnahmen
In Abhängigkeit davon, welche Form von Inkontinenz vorliegt, können verschiedene weitere therapeutische Maßnahmen infrage kommen. Dazu zählen z. B.:
- Reduktion des Körpergewichts (Übergewicht kann den Beckenboden belasten und so Inkontinenz begünstigen)
- Verhaltenstherapie, z. B. Blasentraining bei Dranginkontinenz
- Inkontinenz-Medikamente, z. B.:
- Anticholinergika (bei Dranginkontinenz bzw. hyperaktiver Blase für Männer und Frauen geeignet)
- Duloxetin (für Frauen bei Belastungsinkontinenz geeignet)
- Lokale Östrogenbehandlung (für Frauen bei Inkontinenz infolge von Östrogenmangel in den Wechseljahren geeignet)
- Verschiedene Operationsmethoden (z. B. bei Frauen Einlage von Schlingen unterhalb der Harnröhre bei Belastungsinkontinenz; v.a. bei Männern mit Belastungsinkontinenz: Einsatz eines künstlichen Schließmuskels
- Injektion von Botulinumtoxin („Botox“) in die Blasenmuskulatur (für Frauen und Männer bei Dranginkontinenz geeignet)
Darüber hinaus stehen verschiedene aufsaugende Hilfsmittel wie z. B. Vorlagen oder Einmalslips zur Verfügung, die in den meisten Fällen allerdings nur eine Notlösung darstellen und deshalb nur zusätzlich zu einer gezielten Behandlung eingesetzt werden sollten.